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„Der gelbe Faden“ – unser Podcast zur jüdischen Geschichte der Oberlausitz

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Podcast, der: ein Hörbeitrag, der als Audiodatei im MP3-Format im Internet zum Herunterladen oder Streamen angeboten wird

Jüdische Geschichte der Oberlausitz, die: ???

Als wir im Zuge des Tacheles Oberlausitz-Projekts gemeinsam mit unseren Kolleg:innen vom IBZ St. Marienthal und vom Förderkreis der Görlitzer Synagoge darüber sprachen, was eigentlich jüdisches Leben in der Oberlausitz bedeutet, wurde uns bald bewusst, dass diese Frage gar nicht so leicht zu beantworten ist.

Zwar gibt es seit Jahrhunderten Juden:Jüdinnen in der Oberlausitz, trotzdem ist es schwierig und wahrscheinlich auch nicht sinnvoll, „die" jüdische Geschichte der Oberlausitz erzählen zu wollen. Einerseits, weil es immer wieder starke Brüche gab, etwa als im 14. Jahrhundert die gesamte jüdische Bevölkerung aus Görlitz vertrieben und ihr Eigentum beschlagnahmt wurde. Oder als nach der Shoah die jüdischen Gemeinden in Ostsachsen so klein geworden waren, dass ihre wenigen Mitglieder sich irgendwann der Gemeinde in Dresden anschlossen und dort die wichtigsten Feiertage zusammen verbrachten.
Andererseits, weil die meisten Oberlausitzer Jüdinnen:Juden in der Zeit des Nationalsozialismus ermordet oder zur Emigration gezwungen wurden und ihre Nachkommen in der ganzen Welt verstreut leben.

Trotzdem gab es immer wieder Momente und Phasen, in denen jüdische Menschen die Städte und ländlichen Gemeinden, die Künste und das Handwerk, die Fabriken und Schulen, die Vereine und Kneipen der Oberlausitz mitgestalteten und ihre Spuren hinterließen. Und auch wenn ihre Nachfahren zum größten Teil heute nicht mehr hier leben, bleiben sie trotzdem mit den Herkunftsorten ihrer Familien verbunden.

In unserem Podcast „Der gelbe Faden" begeben wir uns gemeinsam mit Historiker:innen, Angehörigen jüdischer Familien und freiwillig Engagierten auf die Suche nach Geschichten und Orten jüdischen Lebens in der Oberlausitz.


Folge 1: „Die zwei Leben des Jan Gessler"

In der ersten Folge erzählen wir die Geschichte von Jan Gessler, der 1922 als Hans Claus Gessler in Zittau geboren wurde.
Wir fragen nach: Wie war es, in den 1920er Jahren als jüdische Familie in Zittau zu leben? Warum hat Jan seinen Namen geändert? Wie konnte er aus dem nationalsozialistischen Deutschland fliehen und eine Familie in Großbritannien gründen? Und was verbindet diese Familie heute noch mit Zittau und der Oberlausitz? Darüber sprechen wir unter anderem mit Jans Tochter, Sue Gessler.
Zu Wort kommt auch Patricia Steege, die 2019 bei der Verlegung von Stolpersteinen für Jan Gessler, seinen Bruder Otto und ihre Mutter Erna half. Dabei lernte sie Sue Gessler und ihre Familie kennen, woraufhin sie beschloss, die Patenschaft für ihre Stolpersteine zu übernehmen.

Hans und Otto Gessler bei einem Ausflug mit anderen jüdischen Jugendlichen im Zittauer Gebirge, August 1937
Sue Gessler und ihre Familie auf dem Berg Oybin, Dezember 2019
Patricia vor der Äußeren Weberstraße 79 in Zittau, wo Familie Gessle zuletzt wohnte und wo nun die Stolpersteine liegen

Folge 2: „In einem Friedhof lesen wie in einem Buch"

In der zweiten Folge geht es um jüdische Friedhöfe, denn wie an vielen Orten in Europa sind diese auch in Bautzen, Zittau und Weißwasser das Einzige, was von den Vorkriegsgemeinden nach der Shoah übrigblieb. Der Historiker und Judaist Uri Faber erzählt uns, wie man aus einem Friedhof die Geschichte einer Gemeinde ablesen kann. Internationale Freiwillige berichten von ihren Erfahrungen beim MAZEWA-Projekt im Dreiländereck, und der Berater für nachhaltigen Tourismus Simon Reuter verrät, wie man Menschen für Geschichte begeistert, die sich nicht besonders für Zahlen, Daten und Fakten interessieren.

Uri Faber mit Agathe, Nadine und einer weiteren Teilnehmerin des MAZEWA-Projektes auf dem jüdischen Friedhof Zittau
Lee und andere Freiwillige machen den Grundriss der Trauerhalle auf dem jüdischen Friedhof wieder sichtbar

Ausblick: Folge 3

Die dritte Folge führt uns nach Görlitz, wo die Familie Arnade ab den 1870er Jahren einen beachtlichen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aufstieg erlebte. Sie lösten sich um 1900 vom religiösen Judentum ab, einzelne Mitglieder konvertierten zum Christentum, alle akkulturierten sich umfänglich an die deutsche Mehrheitsgesellschaft. Um 1930 waren sie in Görlitz gesellschaftlich angesehen und politisch Vertreter einer patriotischen bis nationalistischen deutschen Politik.
Wie kam es dazu, dass dennoch alle Mitglieder der Familie in der NS-Zeit von Verfolgung und Vertreibung betroffen waren und und über 30 ermordet wurden?

Alle Folgen gibt es auf den gängigen Streaming-Plattformen oder hier:

https://dergelbefaden.podigee.io/

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