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Unsichtbare Synagogen in Tschechien
In Zittau und Hrádek nad Nisou werden Bilder verschwundener Synagogen in Tschechien gezeigt.
„Unsichtbare Synagogen" ist ein Projekt des Fotografen Štěpán Bartoš. Seine Bilder zeigen jüdische Gotteshäuser in Böhmen und Mähren, die während der nationalsozialistischen Besatzung, in der Nachkriegszeit sowie der lange Periode kommunistischer Diktatur bis 1989 zerstört wurden.In Fotografien von Orten, an denen früher Synagogen standen, sind die Konturen der heute „unsichtbaren Synagogen" eingekrazt. Anlässlich des Internationalen Holocaustgedenktages am 27. Januar eröffnet die Hillersche Villa in Kooperation mit dem Autor Štěpán Bartoš, dem Rathaus Zittau und Brána Trojzemí in Hrádek nad Nisou eine zweiteilige Ausstellung.
Eröffnet werden sie am Donnerstag, den 25. Januar an beiden Ausstellungsorten – zuerst um 16 Uhr im Rathaus Zittau, im Anschluss um 18 Uhr in Hrádek nad Nisou (Infozentrum, Marktplatz).
Da an beiden Orten unterschiedliche Bilder sowie je ein eigenes inhaltliches und musikalisches Begleitprogramm gezeigt werden, laden wir Sie herzlich zur Teilnahme beider Veranstaltungen ein.
Zur Eröffnung wird der Künstler Štěpán Bartoš anwesend sein und über seine Arbeit sprechen. Für den lokalen historischen Kontext werden auch an beiden Orten kleine Vorträge gehalten, die Geschichten von konkreten jüdischen Familien aus Zittau und Hrádek nad Nisou vorstellen:
In Zittau berichtet Felix Pankonin (Leiter der Netzwerkstatt der Hillerschen Villa) über das Schicksal von John Michaelis, Kind einer der ältesten jüdischen Familien in Zittau.
Schon vor 1933 wurde er antisemitisch attackiert. 1935 floh er mit seiner Familie in die tschechische Heimatsstadt seiner Frau und baute dort ein neues Leben auf. Nach der Besetzung der Tschechoslowakei wurde er erneut Opfer von Verfolgung, deportiert und 1944 in Auschwitz ermordet.
In Hrádek nad Nisou stellt dann die Kateřina Portmann (Fachbereich Geschichte der Technischen Universität Liberec) Lebenswege der Familie Goltz vor. Das Schicksal dieser Fabrikanterfamilie aus Hrádek nad Nisou, Liberec und Umgebung war geprägt von einer ausgeprägten antisemitischen Stimmung in der gesellschaftlichen Umgebung.
Obwohl sich die Familienmitglieder dem Judentum nicht zugehörig fühlten, wurden sie Opfer nationalsozialistischer Verfolgung und des Holocaust. Ihr Leben war auch mit dem benachbarten Zittau verbunden.
Beide Veranstaltungen werden simultan in tschechischer und deutscher Sprache gedolmetscht und bieten Gelegenheit zu einem interessanten und anregenden deutsch-tschechischen Austausch.
Die Ausstellungen sind bis zum 31. März 2024 zu den Öffnungszeiten des Rathauses in Zittau und Infozentrum in Hrádek nad Nisou zu sehen.