Seit 1996 werden durch den Kölner Künstler Gunter Demnig Stolpersteine verlegt. Die pflastersteingroßen Blöcke aus Beton und Messing werden in Bürgersteige eingesetzt und sind Denkmale für während der nationalsozialistischen Herrschaft verfolgte und ermordete Menschen. In Zittau werden sie seit 2005 dank der Initiative Erinnerung und Versöhnung verlegt. Heute kümmert sich die Hillersche Villa um Zittaus Stolpersteine. Zittauer:innen und Menschen aus der näheren Umgebung können Patenschaften für einen oder mehrere Steine übernehmen. Die Pat:innen pflegen diese und informieren über die Geschichten der Personen.
Anlässlich des internationalen Holocaust-Gedenktags am 27.01. fand 2022 im Zittauer Ratssaal die Verleihung zweier Stolpersteinpatenschaften an Armin Pietzsch und Thomas Zenker statt. Beide sind ehemalige Mitarbeiter der Netzwerkstatt. Armin Pietzsch, der seit 2005 an der Verlegung von Stolpersteinen in Zittau beteiligt war, übernahm die Patenschaft für den Stolperstein von Bertha Hiller am Klienebergerplatz 1. Thomas Zenker übernahm die Patenschaft für den Stolperstein von Leo Elend in der Reichenberger Straße. Nach der feierlichen Übergabe wurden die Steine von Bertha Hiller und Leo Elend erstmals durch ihre neuen Paten geputzt und ihre Geschichten erzählt.
Bertha Hiller heiratete mit 21 den Ingenieur Gustav Hiller, den Gründer der Phänomenwerke in Zittau. In den Jahren darauf zogen sie gemeinsam in die Villa am heutigen Klienebergerplatz 1. Dort zog sie vier Kinder groß und trat spätestens zu diesem Zeitpunkt der evangelisch-lutherschen Kirche bei. Als ihr Mann 1913 starb, übernahmen vorrübergehend sie und ihr Bruder, später ihr Sohn die Geschäftsführung des Unternehmens. Aufgrund ihrer Abstammung wurde sie von den Nazis als „Volljüdin“ deklariert. Die Zahlung von immensen Summen aus dem Familienbesitz rettete sie vor der Deportation. Dies war möglich, da die Firma Phänomen ein wichtiger Bestandteil der Kriegsindustrie geworden war. Bertha Hiller verbrachte die letzten Jahre ihres Lebens in Hausarrest.
Leo Elend war seit 1929 Religionslehrer und Prediger der Israelitischen Religionsgemeinde in Zittau. Er wurde als Mensch und Lehrer sehr geschätzt. Kurz nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten wurde er verhaftet und nach unbekannter Zeit entlassen. 1934 zog er in die Reichenberger Straße 19. Vier Jahre später übernahm er die jüdischen Sonderklassen in Chemnitz und wurde von dort nach Buchenwald verschleppt. Am 8. März 1939 nahm sich Leo Elend das Leben.
Wo liegen Stolpersteine?
Den Stolpersteine-Guide gibt es im Web und als App. Er zeigt die Standorte der Stolpersteine in Europa und stellt die Geschichten der verfolgten und ermordeten Menschen zum Nachlesen bereit.
Wie kann ich mitwirken?
Es steht allen frei, die in den Straßen liegenden Steine zu putzen. Wenn Sie Interesse an einer Patenschaft haben, melden Sie ich bitte bei folgenden Ansprechpersonen in der Netzwerkstatt der Hillerschen Villa. Wenn Sie Informationen über im Nationalsozialismus verfolgte Personen haben, für die noch keine Stolpersteine verlegt wurden, freuen wir uns über Ihre Hinweise!
Anne Kleinbauer
Fon 03583 / 779633
Fax 03583 / 779613
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Patrick Weißig
Fon 03583 / 779633
Fax 03583 / 779613
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